Eine Bestandsaufnahme
Nicht zuletzt die Pflanzenkenntnisse waren Grund für die Beauftragung unseres Büros mit der Bestandsaufnahme des Stadtparks Hannover.
Die Aufnahme der Ausstattung und der verwendeten Materialien vom Schachtdeckel bis zum Teehaus erfolgte im Juli 2012. Die Bestandsaufnahme der Pflanzungen erfolgte ab Juni 2012 bis Juni 2013 über ein Jahr.
Einige Zahlen:
Die CAD-Zeichnung enthält 83 Layer, sortiert nach Materialien, Pflanzengruppen, Namen, Beschreibungen und Anmerkungen. Sie enthält insgesamt über 70.000 Einzelelemente.
Mehr als 2000 Gehölze wurden mit Namen versehen, davon 660 mit zusätzlichen Bemerkungen zu Blütenfarbe oder Kronenform.
Über 500 Staudendriften mit Namen finden sich in den 13 Staudenbeeten für die wir die Bezeichnung mit Nummern nach Ellen Bielert beibehalten haben.
Mehr als 300 Driften mit Namen der Unterpflanzung sind in den Gehölzbereichen dargestellt.
Über 300 Bereiche mit Geophyten wurden mit Namen versehen.
485 besonders prägende Rhododendren wurden, zusätzlich zur Aufnahme im Plan, fotografiert und mit Beschreibung und Foto in Tabellen für 19 Bereiche aufgeführt.
Neben der rein sachlichen Aufnahme wurden zahlreiche Anmerkungen zum Zustand der Pflanzungen und der Ausstattung sowie Hinweise zur gestalterischen Qualität festgehalten.
Möglichkeiten der Auswertung und Nutzung
Zu den Möglichkeiten der Auswertung der Zeichnungsdatei gehören neben der Zuordnung von Bauweisen oder Materialien mit Hilfe der Layernamen, die Ermittlung von Flächengrößen der verschiedenen Pflanzungen, Wege oder Wasserflächen ebenso, wie das Abgreifen der Längen von Einfassungen, Mauern oder Zäunen.
Die isolierte Darstellung einzelner Layer lässt auf einen Blick die Lage z.B. aller Geophyten zeigen.
Es bieten sich vielfältige Möglichkeiten die Zeichnung zur Verwaltung und Organisation der Pflege zu nutzen. Erfolgte Änderungen der Pflanzungen sollten eingepflegt und durchgeführte Maßnahmen können als Text eingetragen werden.
Der Schwerpunkt der Arbeit lag in der Aufnahme der Bepflanzung. Der Auftrag lautete zunächst, neben den Gehölzen die Stauden-Arten und Standortbedingungen besonders in den Staudenpflanzungen der 13 Beete nach der Planung der Landschaftsarchitektin Ellen Bielert aufzunehmen. Doch beim Kartieren fiel auf, dass die Beete einer starken Veränderung unterliegen. Daraufhin erweiterte A. Kaths die Aufnahme und die Darstellung um die Beschreibung der Dynamik der einzelnen Arten. Neben der Lage der Pflanzen in Driften zeigen die Pläne jetzt: Pflanzenname, normaler Bewuchs, expansive Ausbreitung, lückige Bereiche (durch Neupflanzungen, Standortprobleme, etc.) oder kahle Stellen (falsche Art oder Standort nicht zu besiedeln). Die dargestellten Standortbedingungen sind: besonders sonnig (Juli und August), besonders schattig, sowie sehr trocken (viel besonnt oder durch starke Wurzelkonkurrenz).
Die Verwendung zahlreicher Rhododendren und Azaleen bilden ein wesentliches Hauptmerkmal des Stadtparks. Zunächst war nur eine schriftliche Erfassung der Rhododendren geplant, sie nach Gruppen zu unterteilen, die Pflanzengruppen und Blütenfarben aufzunehmen. Schnell wurde die Notwendigkeit deutlich, den Rhododendren Fotos und Nummern zuzuordnen um eine verwertbare Dokumentation zu ermöglichen. So nimmt jede Person die Blütenfarbe anders wahr, die Farbe wird vom Standort beeinflusst und verbleicht durch die Sonneneinstrahlung. Die Fotos liefern neben den Blüten eine Vielzahl an weiteren Informationen über Blattformen, Kronenformen und Umgebung.
So liegen jetzt Pläne in den Maßstäben 1:100 und 1:200 und ein 64-seitiges Heft mit den Rhododendron-Tabellen (mit Art- oder Gruppennamen, Informationen zu Blütenfarbe, Habitus und jeweils ein Foto) vor. Zusätzlich zum Tabellenheft stellten wir sämtliche Unterlagen in digitaler Form zur Verfügung.
Fazit und Ausblick
Ein Anfang ist gemacht. Auf Basis der vorliegenden Bestandspläne können die Pflege und die Entwicklung der Bereiche besser koordiniert und dokumentiert werden. Ein Rhododendron-Spezialist kann nun die genaue Identität der vorhandenen Sorten ermitteln und deren Wert für die historische Anlage bestimmen.
Eine Erhaltung des Stadtparks durch konservatorische oder restauratorische Maßnahmen muss auf verschiedenen Maßstabsebenen gleichzeitig erfolgen. Das reicht von der Anbindung an sein Umfeld wie das HCC und das Hotel über die Erhaltung baulicher Elemente wie der Fontänen und des Rosencafes bis zu baulichen Details wie der Auswahl des Granulates für den Wegebelag unter der Lindenallee. Auf pflanzlicher Ebene reicht das von der Strategie für den Erhalt oder die Wiederherstellung der schützenden Baumkulisse zur Clausewitzstrasse oder zur Kleefelder Strasse über den Umgang mit den groß gewordenen Eiben und Rhododendren bis zum kleinteiligen Erhalt einzelner Azaleen, Strauchpaeonien oder gar klassischer Staudenkombinationen. Vom alten Baumbestand bis hinunter auf die Staudenebene werden klare Aussagen für die Balance zwischen Erhalt und Wiederverwendung klassischer Kombinationen auf der einen Seite und der Schaffung funktionierender Bilder auf der anderen Seite benötigt.